Herrn
D. J.G. Cotta
Wohlgeb˖[ohrn]
in
fr˖[ey] Gr˖[änze]
Seit 5 Tagen erhalte ich keine Aushängebogen. Ich hoffe, es ist kein Stillstand im Druck eingetreten. Werden Sie nur nicht böse, wenn ich bey diesem Druck mitunter etwas ungeduldig werde! –
Ich bin so frey, Sie wegen eines andern Gegenstands zu fragen. Ich meyne, Sie haben hier in M˖[ünchen] das Bild von Koch gesehen, das den Preis gewonnen hat, »die wiederkehrende Beruhigung der Natur nach der Sündfluth« darstellend. Hier hat der Künstler bey den andern Landschaftsmahlern viel Neid erregt und bis jetzt ist es nicht gelungen, dieß Bild auf gute Art für den, einer Unterstützung immer sehr bedürftigen, Künstler zu verkaufen. Es hat außer den andern Vorzügen der Koch’schen Landschaften auch noch den, daß es einen heroischen Charakter trägt und zwischen Landschaft und historischem Gemälde in der Mitte steht. Meine Meynung ist nicht, es Ihnen anzubieten oder anzurathen, da Sie vielleicht auch meinen Geschmack haben, frey entstandne Bilder solchen die aus einer Aufgabe hervorgegangen, vorzuziehen. Ich wollte nur fragen, ob Sie nicht, vermöge Ihrer vielen und wichtigen Verbindungen etwas thun könnten, das Bild irgend einem Liebhaber zu empfehlen und so dem Künstler in etwas aus der Noth zu helfen. Es ist nicht möglich für einen so mäßigen Preis (125 Ducaten) ein so ausgezeichnetes, ansehnliches und ansprechendes Bild zu besitzen.
Künste und Künstler sind Ihnen so viel Dank schuldig (einen Dank den diesen , wie ich hoffe, unsere Akademie auch öffentlich aussprechen wird), daß Sie mir schon diese Anfrage verzeihen, mit der ich keine andre Absicht habe, als eben alles zu thun, was einem gedrückten aber talentvollen Mann einigermaßen helfen zu können verspricht.
Ich empfehle Ihnen nochmals meine Abh˖[andlung], für die ich eine Schwachheit habe, wie ich für ein weit größeres Werk nicht haben könnte.
Unter herzlichen Empf[ehlungen]
Ganz der Ihrige
Schelling.