Herrn
D. J.G. Cotta
Wohlgeb[ohrn]
Den besten Dank, theuerster Freund, für die baldige Meldung in der bewußten Sache. Ich bin über die guten Nachrichten, welche ganz mit dem übereinstimmen, was ich von allen andern Seiten ebenfalls gehört, und was ich aus ihren eignen Briefen abnehmen konnte, ebenso erfreut, als über Ihren Antheil an der Sache. Es bleibt nur Eines übrig, der Punkt der Gesundheit, der für mich so höchstwesentlich ist und über den ich zum Theil durch die eignen Äußerungen des guten Kindes etwas zweifelhaft bin. Ich zweifle nicht, daß Sie Goethe’n auf der Rückkehr besuchen. Ich glaube, daß er darüber wohl urtheilen kann, wie mir denn sein Urtheil in der ganzen Sache sehr lieb wäre. Sprechen Sie ihn selber, so können Sie ihm mich nennen, da ich seine große Verschwiegenheit kenne. Es kommt freylich in solchen Fällen nicht bloß auf bisherige Gesundheit an, die auch weniger genau Bekannte beurtheilen können, sondern auf den Grad der Stärke derselben, da eine schwächliche Gesundheit durch Ruhe, Mäßigkeit und viel Sorgfalt leicht erhalten werden kann, indeß sie Unruhe, Gemüthsbewegungen und andern Unannehmlichkeiten, die mit allen irdischen Verhältnissen verbunden sind, vielleicht nicht zu widerstehen vermochte. Ich weiß, bester, geliebtester Freund, Sie werden, auch hierüber noch näheren Aufschluß, wenn sich Gelegenheit darbietet, zu suchen nicht ermangeln. Ich kann vieles ertragen; aber die Leiden und Kränklichkeiten eines gel˖[iebten] Wesens drücken meine ganze Natur zusammen. – Ich bin Ihnen schon für so manchen Dienst ächter Freundschaft verbunden; ich kann mich nur freuen, auch in dieser für das Leben so wichtigen Sache Ihnen verpflichtet zu werden. –
Leben Sie wohl, und kehren Sie gesund zu uns zurück.
Ihr
treu-erg˖[ebenster]
S.
Herr Kummer werden höflichst ersucht, diesen Brief baldmöglichst an Herrn D˖[octor] Cotta abzugeben; und wofern derselbe etwa nach Weimar abgereist wäre, ihm solchen dorthin auf den Fall daß er ihn noch treffen könnte nachzusenden.