Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Eur Hochwohlgebohrn!

Die hochfahrenden und wegwerfenden Worte, die Sie Sich lezthin über mich gegen meinen Ihnen von mir schriftlich empfohlnen Freund, Bar˖[on] Yxküll erlaubten, machen mir es leider nöthig, mich pro semel et semper dieserwegen gegen E˖[ur] H˖[ochohlgebohrn] mit folgendem zu erklären.

Sie sagten nämlich »daß Sie nicht wüsten wie ich auf den Einfall gekommen sey, an Sie zu schreiben, indem wir beede, seitdem ich als Prophet aufgetretten und mich so beim Fürst Gollyzin compromittirt hätte, nichts miteinander mehr zu schaffen hätten! – Tantaene mentibus caelestibus Irae!

Nun bin ich mir freylich nicht bewust, je als Prophet (Sie meinen hiemit einen Charlatan) aufgetretten zu seyn, Sie müsten denn meine öffentliche Declaration (das Resultat meines zweijährigen Aufenthalts im protestantischen Norden) »daß es mit diesem im Neologism untergangnen Protestantism aus und nichts mehr sey« für eine Prophezeiung halten, und dann sind Sie sehr schlecht von meinen Russischen Verhältnissen und Ereignissen unterrichtet, wenn Sie glauben, daß ich durch selbe compromittirt sey – Ich habe nämlich in Rußland angefangen gegen den miserablen modernen Pietism die Kirche, so wie gegen den ruch- und geistloswordnen Naturalism die Religion ernsthaft zu vertheidigen, und werde damit in Deutschland fortfahren, sowohl der Miserabilität einerseits als dem Hochmuth (Debellare superbos) andrerseits begegnend, werde aber nie den Irrthum mit dem Irrenden vermengen, und mir mit beeden allerdings zu schaffen machen.

Eur Hochwohlgebohrn
Ergebnster Diener

Franz Baader