Schelling

Schelling Nachlass-Edition


war ich bey Ihnen, liebste beste Mutter! Dieß Jahr gehe ein Brief, wohin mir zu gehen nicht vergönnt ist. Was hat sich nicht seitdem alles zugetragen und verändert! Nimmer hätt’ ich dieß alles geahndet, als ich voriges Jahr im süßesten Frieden bey Ihnen war, daß ein einziges Jahr so viele Erfahrungen bringen würde.

An Einer Sache hat sich bis jetzt nichts geändert; an meiner zärtlichen Liebe für Ihr Kind, die sich auf das Gefühl des Glücks gründet, das sie mir bereitet, und an der herzlichen Liebe gegen Sie, die gute Mutter, der ich so viel verdanke.

Pauline hat heute und vergebens auf Briefe von Ihnen gewartet. Aus Rache und gleichsam zur Strafe dafür sollen Sie nun heute keinen Brief von ihr, sondern von mir erhalten.

Wir sind sehr mit den Vorkehrungen zur Ankunft meiner guten Mutter beschäftigt.

Warum erlauben die Umstände nicht, daß die beyden Mütter zusammentreffen? Warum müssen wir uns überhaupt mit so fernen Aussichten trösten, Sie ein mal auch bey uns, in unsrem Hause zu sehen. So oft wir über irgend eine Sache besonders erfreut sind; bey Wanderungen an schöne Oerter, wenn die hohen noch beschneyten Berge einmal recht glanzvoll unsrem Fenster gegenüber stehen, oft bey der gut zubereiteten Schüssel eines Essens, von dem wir wissen, daß sie es liebt, bricht Pauline, oder brechen wir beyde in den Wunsch aus: wenn nur die gute Mutter bey uns wäre!

Einmal wird der Tag doch kommen! Die Welt hofft jetzt wieder auf Frieden. Wird dieser Wunsch, wär’ es auch nur auf ein paar Jährchen, erfüllt, so hoffe ich auch jene Möglichkeit erfüllt zu sehen. Den , der für uns einen so bleibenden Werth hat, werden wir wohl großentheils außer dem Hause zu