Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Schon 1/12 des Jahres ist vorbey, und noch habe ich Ihnen meine Wünsche nicht dargebracht; allein Sie kennen meine Gesinnungen auch wenn ich sie nicht äußere, und Ihre große Nachsicht entschuldigt mich durch die Ihnen nicht unbekannten Umstände. – Was Sie kürzlich wegen Jena geschrieben, verwunderte mich; so schnell war kaum je die geflügelte fama. Ich habe jetzt allerdings (d.h. vor ) einen Antrag erhalten, der meine ernstlichste Überlegung verdient. Man bietet mir einen Gehalt, (1000 r.) der mit den Facultätsgebühren und dem was ich schon an der Wohnung erübrigte, dem hiesigen so ziemlich das Gleichgewicht hält, das übrige wäre reiner Gewinn. Doch ist das nach meiner Denkart zwar Bedingung ohne die nicht, aber nicht Motiv. Das Wesentliche ist, daß mein innerer Mensch dabey zufrieden gestellt wird und wohl fährt, wozu auch das Bewußtseyn gehört, gegenüber von der hiesigen Regierung, die mich mit Liberalität behandelt hat, nichts zu übereilen und mir keinen Leichtsinn zu Schuld kommen zu lassen. Inwiefern nun noch alles ungewiß und ich noch nicht einmal ganz mit mir selbst abgeschlossen habe, bitte ich Sie dieß alles noch für sich selbst zu behalten. Was wir in andrer Beziehung dabey empfinden, inwiefern es sich nämlich zugleich davon handelt, Ihnen um ein Vierzig Meilen näher zu kommen, darüber sowie über alles, was Sie von uns interessirt, soll Ihnen P˖[auline] ehesten Tage ausführlich schreiben. Nicht unwichtig wäre mir, Ihre und überhaupt die dortige Ansicht zu wissen, soweit Sie Kenntniß haben, auch von Stand der Preise und a˖[ndere] Dinge, soweit es seyn kann, Nachricht zu erhalten.

Erlauben Sie mir nur noch für das Geschenk der trefflichen Würste Ihnen zu danken.

Allen lieben Anverwandten die herzlichsten Empfehlungen. Erhalten auch Sie mir Ihre gütige und liebevolle Gesinnung.
Ihr
Ganz geh˖[horsamster]

Schelling