Liebster Bruder!
Ich dancke Dir recht sehr für die Mittheilungen, welche Du mir in Betreff Deiner künftigen Bestimmung gemacht hast, und wünsche nichts sehnlicher, als daß Gottes Seegen Dich auf diesem neuen Lebenswege geleiten und dieser stets zu Deinem und der lieben Deinigen Glück und Zufriedenheit gereichen möge! Da der Ruf ohne dein Zuthun an Dich gekommen, und Deine Gesundheit wieder mehr befestigt ist, so glaube ich, kannst Du jenem mit desto größerem Muthe folgen. Ich sende Dir hier die beiden Briefe des Herrn von Schenk, welche mich sehr erfreut haben, zurück. Ich habe auch noch die Briefe, welche Du einmal hier zurückgelaßen hast, vom damal˖[igen] Kronprinzen und Herrn von Zentner bei der Hand, wenn Du es wünschest, so werde ich sie Dir auch zuschicken.
Ich hatte vorausgesezt, daß Dir durch Herrn Rector oder Paul über die Kranckheit des Fritz werde Nachricht gegeben worden seyn, sonst hätte ich Dir früher davon geschrieben, und so scheint es, haben der Herr Rector und Paul vorausgesezt, daß ich werde geschrieben haben, und es deßwegen unterlaßen, Dir früher zu schreiben, was mir nun sehr leid thut. Ich hatte immer gehofft, heute Nachricht von dem Befinden des Fritz durch den Rector zu erhalten, es ist aber kein Brief gekommen, ich schließe daher, daß es fortwährend mit Fritz gut gehen müße, indem Paul mir sonst, ohne Zweifel geschrieben hätte. Am wollte Herr Rector, wie er mir sagte, mit dem Paul nach Nürtingen, um ihn dem Prof. Köstlin zu präsentiren, und das Weitere mit diesem zu verabreden. Dem Fritz scheint das Lernen eine große Angelegenheit zu seyn. Die gantze Nacht hindurch, welche ich in Nürtingen zubrachte, hat er von nichts, als vom Lernen phantasirt, und auch Herr Rector sagte mir, daß er sich sehr eifrig bemühe, vorwärts zu kommen, so wie er auch mit Paul vollkommen zufrieden ist. Die Kranckheit des Fritz hat ihn sehr angefochten, und recht sehr betrübt. Er scheint, eine wahre Liebe zu den beiden Knaben zu haben. Klärchen ist gantz wohl und gesund, und trägt mir viele Grüße auf. Meine Frau erwartet im Laufe dieses Monats ihre Entbindung, und ist so wohl als es die Umstände erlauben.
Ich muß schnell schließen, um die Post nicht zu versäumen.
Leb recht wohl und gesund, und empfehle uns D˖[einer] lieben Frau aufs Beste.
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]
K.
St˖[uttgart] den .