München den .
Gnädiges Fräulein,
Ich kenne Ihren Antheil an allem, was Paulinen betrifft. Mögen Sie also von mir hören, daß sie drey viertel auf 8 Uhr, einen gesunden, kräftigen Knaben geboren hat. Sie hat das nothwendige Maß der Schmerzen getragen, doch nicht übermäßig gelitten und befindet sich bis jetzt über all’ unser Erwarten wohl. Sie hat alles auf die gute stille Art vollbracht, die Sie an ihr kennen. Auch an dem Knaben ist nichts verkürzt; er hat’ sein voll Gewicht und Maß, er ist mit Sorgfalt und Feinheit gebildet und sehr recht menschenähnlich und menschlich. Pauline ist überglücklich. Einer Ihrer ersten Gedanken war an ihre liebste Herzensfreundin, an Sie! und mein Auftrag beschränkt sich nicht auf das Bisherige; ich soll Sie Namens meiner guten Pauline bitten, Pathe des kleinen Ankömmlings zu werden, welches ich hiemit so gut verrichte als ich verstehe. Was konnte mir in dieser Art erfreulicher, tröstlicher seyn als dieß Geschenk des Himmels gleich bey seinem Eintritt in die Welt, Ihrem treuen, frommen Gemüth, Ihrem Gebet und Ihrer Theilnahme zu empfehlen! Versagen Sie uns diese Bitte nicht; Pauline grüßt Sie aufs zärtlichste und fügt mit mir die besten Empfehlungen an Ihren ehrwürdigen Herrn Vater hinzu.
Leben Sie recht wohl, vortreffliche Freundin, und unsrer eingedenk, wie ich allstets verharre Ihr ganz geh˖[orsamster] Freund und
Verehrer
Schelling