Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Eure Hochehrwürden

diese Zeilen zu schreiben veranlasset mich Ihre Ausgabe des Arnobius. Indem ich mich der ungemeinen Erleichterung freue, welche das Studium und die Benutzung dieses eben so schweren als trefflichen Autors durch diese reich ausgestattete Ausgabe erhalten, glaube ich mich durch den in der Vorrede ausgedrückten Wunsch, über die sehr dunkle Stelle von den Diis Consentibus auch die Meinung andrer Gelehrten zu erfahren, besonders berechtigt, Ewr. Hochehrw˖[ürden] eine von mir schon i˖[m] J˖[ahre] herausgegebene Abhandlung über die Gottheiten von Samothrake (Tübingen bei Cotta) anzuführen, in welcher ich eben jene Stelle behandelt und auch eine Meinung über die Consentes geäußert habe. Diese Meinung hat sich mir durch fortgesetzte Untersuchungen mehr und mehr bestätigt, besonders aber glaube ich die dort gegebene Etymologie des Namens Kabiren, welcher zu Folge dieses Wort genau eben das bedeutete, was Consentes und Complices, gegen alle Einwendungen vertheidigen zu können. Was die Worte: miserationis parcissimae betrifft, so war meine Bekanntschaft mit Arnobius damals noch so neu, daß ich die Conjectur des Fulvius Ursinus für die Lesart einer Handschrift hielt. Wäre sie dieses, so würde ich das memorationis auch jetzt noch vertheidigen; denn nomina ignota sind auf keinen Fall nomina prorsus et omnino omnibus ignota, sondern nur nicht in vulgus nota, (geheime), womit sich dann die seltene Erwähnung gar wohl verträgt. Da es aber blos Conjectur ist, so glaube ich Vermuthung gegen Vermuthung setzen und miserationis paratissimae vorschlagen zu dürfen, welches sich theils durch den Sinn (da diese Gottheiten wirklich als die stets bereiten und gegenwärtigen Nothhelfer gedacht worden), theils durch die Bemerkung empfiehlt, daß auch sonst in Handschriften paratissimus und parcissimus nicht selten verwechselt werden.

Ewr. Hochehrw˖[ürden] Prüfung lege ich auch diese Vermuthung vor; im Fall Sie in der Folge einmal zu Arnobius zurückkehren sollten, würde ich, wenn es Ewr. Hochehrw˖[ürden] angenehm wäre, noch verschiedene theils Verbesserungen theils Erklärungen andrer Stellen mittheilen können, die sich mir bei einem längeren Studium dieses lehrreichen Schriftstellers dargeboten.

Indem ich Ihnen noch zu dem schönen um Arnobius erworbenen Verdienste herzlich Glück wünsche, habe ich die Ehre mit wahrer Hochachtung zu sein
Ewr. Hochehrw˖[ürden] ec.

Sch.