Tübingen den
Längst hätte ich gerne, Verehrungswürdigster Freund, Ihrer schmeichelhaften Aufforderung, für die neue Zeitschrift, womit Sie das Publicum beschenkt haben, Beiträge zu liefern, entsprochen, wenn nicht mehrere Hindernisse, die gewöhnlich beim Anfange eines neuen Semesters einzutreten pflegen, mir die frühere Ausführung meines Vorsatzes verwehrt hätten.
Auch war mit unter den Ursachen der Verzögerung der Wunsch, Ihnen sogleich etwas der treflichen Aufsätze, womit die zwey erste Hefte angefüllt sind, nicht unwürdiges mitzutheilen zu können. Ich wollte Ihnen nemlich ein für sich bestehendes morceau aus meiner längst angefangenen Geschichte der Hohenstauffischen Fürstenperiode (oder Deutschland und Italien unter den Hohenstauffen) übersenden: Allein ich sehe, ich habe jetzt für die Überarbeitung davon nicht Musse genug, da die Kollegien, die ich diesen lese, worunter ein ganz neues ist, und obenein eine philologische Dissertation, die ich für einige Kandidaten ausarbeiten soll mich in zu Vielerlei andre Klaubereien zerstreuen.
Nehmen sie indeß als
Da ich nicht zweifle, Ihr so geistvoll als zwekmässig angelegtes Journal, das den Bedürfnissen unsrer von den Tagblättern und Aus- und Nachzüglern der Litteratur meist so unwürdig behandelten Lesewelt kräftig begegnet, werde sich einer ausgebreiteten Theilnahme und langer Fortdauer erfreuen, so wird für »paullo majora« wohl auch bei mir Rath werden können, und ich hoffe, den künftigen für einen solchen Zweck benuzen zu können.
Unter den hier folgenden Beiträgen sind auch einige Übersezungen, z.B. aus englischen Balladen und dem Aeschylus. Von der ersten Gattung habe ich noch manche andre ähnliche in meinem Portefeuille liegen, wenn Sie diese Gattung Gedichte, oder mehr meine indeß so viel als möglich treue Bearbeitung dem Plan Ihres Instituts nicht zu fremd glauben. Auch den Agamemnon des Aeschylos habe ich ganz vollendet.
Ich bin mit der alten ausgezeichneten Hochachtung und Freundschaft
Ganz der Ihrige
Conz