Sr. Hochwohlgebohren
dem Herrn Geheimen Rath
von Schelling
Akademiker, Ritter & &
Hochwohlgebohrner
Hochverehrter Herr Geheimer Rath
bey meinem lezten Aufenthalt zu München ertheilten Sie mir den Auftrag Ihnen den Schäfer-Eid, wie er bey der württembergischen SchäferZunft herkömmlich, zu verschaffen. Selbst des Glaubens, daß ein solcher existiere gab ich mir bisher Mühe ihn zu bekommen; jezt aber erfahre ich durch die Anlage, daß ein solcher eigentlich nicht vorhanden.
Vielleicht, daß die in der Anlage enthaltenen Notizen Ihnen von einigem Intereße, ich glaube daher sie mittheilen zu müssen.
Die Prosaischen Theile von Schiller in 8° hoffe ich bald von Wien zu erhalten.
Indem ich mich HochDero Frau Gemahlin ganz gehorsamst zu empfelen bitte, habe ich die Ehre mit der ausgezeichnetsten Hochachtung und wahrer inniger Verehrung zu verharren
Euer Hochwohlgebohren
ganzgehorsamster Diener
Georg von Cotta
Stuttgart den
Wenn der Ausdruck »Markgröninger SchäferEyd« einen Eyd bezeichnen soll, der bei der vormaligen Schäferlade zu Markgröningen von Schäfern geschworen worden sey, so weiß man darüber in der genannten Stadt nichts. Meister und Knechte wurden von der Ortsobrigkeit, nicht von den Vorstehern der Zunftlade auf die wirtemb˖[ergische] Schäferordnung beeidigt. Die Eidesformel war die allgemeinübliche, die Schäferordnung aber, auf welche beeidigt worden ist, findet sich in den gewöhnlichen Sammlungen wirt˖[embergischer] Handwerksordnungen. Sie gründet sich auf die Schaaf- und Waid-Ordnung im Tit˖[el] 82 der Landesordnung und auf Generalrescripte von 1618, 1688 und 1723. Die Zunftangelegenheiten, wie in Markgr˖[öningen] verhandelt zu werden pflegen, sind in Heyd’s Geschichte der vorm˖[aligen] Oberamtsstadt Markgröningen. Löflund. 1829. S. 156ff. erwähnt. Daselbst (S. 152–167) wird auch Ursprung und Hergang des berühmten Schäfermarkts erzählt. Sollte übrigens der Anfragende aus Quellen älterer Zeit wissen, daß zu Markgr˖[öningen] ein besonderer Schäfereyd geschworen worden sey, so würde der Verf˖[asser] dieser Zeilen, zugl˖[eich] Verf˖[asser] der genannten Geschichte, für eine gefällige Mittheilung sehr danken.