Wundern Sie sich nicht, daß Sie erst jezt einen Brief von mir aus Brassilien erhalten. Je weiter ich hier auf dem Gebiete dieses neuen Welttheils vordrang, und je öfter ich die, in mehreren hundert Meilen durchreiste concrete Natur überschaute, um so inniger ward mir unser früher so idealer Umgang und die gepflogene Freundschaft. In meinen Geschäften beinahe vergraben blieb mir jedoch bis jezt kein Augenblik, um Ihnen in Ruhe Nachricht über unsere Reise geben zu können. Allein hier an der Mündung des großen AmazonStromes , an einem Orte, wo Tag und Nacht und die ganze Natur im Gleichgewichte erscheint und alles die Früchte dieses beseeligenden Friedens genießt; hier kann ich es nicht überwinden, meine Geschäfte auf einige Augenblike zu vergessen, und mit Ihnen, mit dem ich mich so oft in der Einsamkeit bei der Fülle und Reichhaltigkeit dieses Landes unterhielt, schriftlich zu sprechen. Gleiche Gefühle, mich nur Ihnen mitzutheilen, hatte ich, als wir von Gibraltar in den hohen Ozean einliefen und endlich von Madera , welche Insel durch ihr herrliches Grün wie ein schwebender Garten im Meere erscheint, durch den regelmäßig strömenden NordOstwind bis zu dem Orte 4° vor der Linie getragen wurden, wo kein Luftzug mehr Störung macht, alle Zwietracht der Pole ausgeglichen ist, der helle Sternenhimmel beinahe in seinem Gleichgewichte erscheint und diese stille Festlichkeit durch beinahe immerwährendes Wetterleuchten und durch Abwechslung von WolkenGruppen in den verschiedenartigst thierischen und mythologischen Gestalten angedeutet wird – Ich übergehe, das Resultat unserer Versuche mit Barometer, Thermometer Hygrometer, Aerometer pp hier anzuführen, da Sie solches schon aus unseren Berichten an die Akademie kennen. Nur hier auf wage ich Sie aufmerksam zu machen, daß allen unseren Instrumenten zu Folge der physische Aequator um einige Grade mehr gegen den nordlichen Theil der Erde zu fallen scheint; Auch erstrekt sich die Abweichung der MagnetNadel nach Osten noch über den mathematischen Aequator hinaus, so daß wir schon in Maranhão 5° Oestlich in Para 10° Oestlich vorfanden. Wie viele Jahrhunderte mag es vielleicht noch währen, bis die südwestliche mehr mit Wasser angefüllte Erdhälfte mit der nordOestlichen mehr Continentalen in ein gleiches Massen und Kräfte Verhältniße tritt! Schon mit dem 2ten Grade der südlichen Breite vereinigte sich die Ostluft mit dem Südwind und geleitete uns durch die südliche Hälfte, bis wir vor Capo Frio und den Hafen von Rio Janeiro standen. Den liefen wir in lezteren ein, und unsere Freude, festes Land zu sehen, ward noch dadurch vermehrt, daß sich unseren Augen das schönste Land der Welt zu eröffnen schien. Rio Janeiro hat den schönsten Seehafen, den ich kenne; die zerstreut liegenden, in gemäßigten Hügeln hervorstehenden, von dem Grün der Palmen und anderer Gesträuche bedekten Inseln und die im HinterGrund lang auslaufenden, zu gerundeten ziemlich hohen GebürgsKetten gewährten einen majestätischen Anblik. Den verließen wir diese neu aufkeimende Stadt und traten unsere Reise ins Innere an. Ohne hier von den Beschwerden, welche LastThiere, MaulesselTreiber, der gänzliche Mangel an Wirths-Häusern, Strassen, NahrungsMitteln pp verursachen, zu sprechen, will ich Ihnen nur eine ganz kurze Skizze von unserem Plane und dem Verlaufe der Reise mittheilen. Hier in diesem Lande und in weiten ZwischenRäumen ist es nicht so leicht einen ausführbaren ReisePlan zu entwerfen, indem in großen OrtDistanzen immer andere Klimate – hier trokne dort nasse Jahreszeit sich einstellen. Glüklicher Weise haben wir uns beinahe nicht ein Mal in unserem Kalkul geirrt – Unsere Richtung war zuerst weiter gegen die südliche Hälfte; wir machten uns daher zu Land nach St. Paulus und kamen von da noch einige Grade ausser dem Wendekreise. Von hier aus nahmen wir unseren Weg unter den verschiedensten Seiten die erschienen immerhin gegen den Aequator und gegen Para. Bis St. Paul hatten wir die erste GebürgsReihe – serra do mar aus lauter Granit und Gneis bestehend und den Anfang der zweiten serra Mantiqueira, welche in die höchsten SandsteinGebürge an Gold und Diamanten reich, durch minas geras, rio St Francisco, Maranhao bis an den Tocantin und nach Para ausläuft, überstiegen. In dieser Capitanie, welche als die Wiege und Quelle der Bevölkerung der anderen angesehen werden kann, hatten wir die Gelegenheit die meisten Aeste von Flüssen, welche in den rio Grande do Sul gegen den La plata Strom laufen, zu passiren und über Gegenden, welche gegen Süden abfallen, unsere Beobachtungen zu machen. Bald änderte sich die Scene und Berge und Flüße strömmten mehr dem Norden der Linie zu; solches begann sogleich mit der an Gold, Diamanten, andern Edelsteinen und Metallen so reiche Capitanie von minas gerais und mit dem hier entspringenden rio St. Francisco. Eine gleiche Veränderung wie die der Formation der Gebürge, stellte sich auch in der Vegetation ein. War die Granitformation von Rio Janeiro mit dichten finsteren Wäldern besezt, so erscheint hingegen die zweite schon mehr organische, aus Metallen und Edelsteinen reiche Formation des Sandsteins offenen campos, wo kleinere Bäume mit Gesträuchen oder Graß Wiesen vermischt kunstreiche Gärten der Natur vorstellen, bewachsen. Nebst dem Hafen von Rio Janeiro war der Anblik dieser durch die Höhe ihrer Lage erfrischenden herrlichen campos der zweite unvergessliche Eindruk in diesem Lande. Nie werde ich die vereinzelten, durch ihre Manchfaltigkeit von Blumen und Gesträuchen und ihre Ruinen so ausgezeichneten, mitten in den schönen campos gleich einem MusenSitze darliegenden serren und besonders Tynco, wo die Diamanten sich das schönste Lager ausgesucht zu haben scheinen, vergessen. Bei solcher Umgebung befand ich mich wie in schönere Alpen versezt. wirklich ist auch Morgens und Nachts die Kälte so stark, daß der Reaum˖[ur] Therm˖[ometer] nur 8° zeigt; der Barometer auf dem Gipfel des Itambe, welcher der höchste Berg auf unserer ganzen Reise bis an den Tocantin (Para) ist, und welchen wir mit der äussersten Anstrengung erglimten, auf weniger als 23° herabsinkt. Die Schätze dieser Formation blieben von uns nicht ununtersucht, besonders da wir vom König von P˖[ortugal] und Br˖[asilien] die Erlaubniß hatten, alle Gold und Diamanten Minen zu untersuchen. Ausser den lezteren durchsuchten wir auch jene, wo gelbe Topas, jene wo blaue und weise Topasen, Chrysolith, Agua marinhas, esmeraldas, pingos d’agua, Granaten vorkommen; Wir haben in dieser Kapitanie beinahe den größten Theil von Metallen gefunden, Eissen in Ueberfluß, Gold, Kupfer, rothes BleiErz, Bißmuth, Arsenik, Plumbago, Platine, Zinnober – –. Von villa rica machten wir eine Seitendigression an den rio doce, um die dortigen Indier zu beobachten; wir haben leztere Beobachtungen zu einem Hauptgegenstande gemacht und sind schon im Besitze der Sprachen von mehr als 20 verschiedenen IndierRacen, welches der Wissenschaft von großen Nutzen seyn kann. Eben so haben wir alle Gebürgshöhen und den Fall der Flüße auf unserer ganzen Reise gemessen auch den TemperaturStand der Luft und des Wassers regelmäßig in unser Tagbuch eingetragen Von Minas gerais durchreisten wir minas novas und über die Diamanten Serra de St Antonia an den Rio St Francisco, welchen wir bei Salgado passirten. Dieser Fluß öfters à 500 Fuß und 1/2 legoa breit, ist, sobald die Regenzeit aufhört und die Lagoen austroknen, sehr ungesund, so daß selbst die Einwohner, gröstentheils Mulatten und Neger, kaum den Saisons (dem kalten Fieber) oder der maligna (Typhus) die Weisen aber selten dem Tod entgehen. Nach einem Aufenthalt von 3 Wochen hielten wir es für zwekmäßig, da die Natur von Rio St. Francisco bis an den Tocantin eine 2te Epoche zu beginnen scheint, nach Goyaz bis an den Ursprung des Tocantins, welcher nach Para läuft, vorzudringen. Hier war es, wo wir das Land beinahe von Hütten und Menschen verlassen antrafen; 8 Tage hatten wir zu reisen, ohne auch nur einer menschlichen Wohnung zu begegnen, so daß wir gezwungen waren, unter freiem Himmel unter dem Schutze himmelhoher Palmen (Puritis) zu campiren, und dem Anfalle von Onçen und Sucurinhs (Boa constrictor, von der Größe, daß selbe ganze Ochsen verschlingt) ausgesezt zu seyn; Auf dieser ganzen Reise hatten wir nichts weiter als Ananas nebst Reis, und Maniok Mehl zu essen und öfters klares noch öfters unreines Wasser zu trinken. Zum Glüke lief unsere Rükreise gut ab und wir langten längs der südlichen Gränze von Pernambuco bei Caisinanha nochmals an den Rio St Francisco und von da nach einem Marsch von einigen Monaten, wobei wir öfters 3 Tage lang kein Wasser fanden und sohin die schwächesten Maulthiere fallen sahen, in der Stadt Bahia einem sehr commercialen, an Baumwolle, Zuker und Tobak reichen hafen von Brassilien an. Ich übergehe unsere Digression von hier nach dem rio dos Ilheos in die Wälder, welche von Botecuden und anderen IndierRaçen bewohnt sind, und erwähne, um Sie nicht mit der faden ReiseHistorie zu ermüden, bloß dieses, daß wir Trotz der großen Troknung und Theurung uns nach monte santo (60 legoas von Bahia) aufmachten, um eine vorgeblich wunderbare Steinmasse, welche wir sogleich für Meteoreisen aufzeigtenaufzusuchen. Aus Mangel an Wasser verloren wir die Hälfte unserer Thiere, waren aber so glüklich, diese Steinmasse von gediegenem Eisen mit vielen Eindrüken und Löchern über 9000 # schwer aufzufinden. Höchst wahrscheinlich, wie sich aus dem Detaille unserer Beobachtungen ergeben wird, ist wenn nicht alles bisherige MeteorEisen doch dieses auf der Erde durch Aggregation wie alle übrigen Metalle gebildet, gleich wie man auch einen großen gediegenen Klumpen Kupfers nächst der Stadt Bahia, und ein großes Stück gediegenen Goldes à 16 # in Minas gerais fand; In dieser Capitanie entdekten wir ausser andern Merkwürdigkeiten Steinkohlen- Kupfer und EsmaraldMinen; Leztere sind so reich, daß jeder von uns in 1 Stunde eine Hand voll sammelte; das Merkwürdigste aber sind die riesigen Salpeter und Erd Salz-Minen; ErdSalz wittert hier auf der Oberfläche der Erde aus und scheint solche wie bei uns der Schnee zu bedeken. Noch merkwürdiger sind die MammuthsKnochen, welche wir in den meisten Cisternen auf Granit in Thälern der Berge vorfanden und Knochen eines Megatheriums in den Kalkhöhlen von Rio St. Francisco. Gerne hätten wir noch die Caxocira de Paolo Alfonso besucht, wo der breite rio St Francisco auf 10 Fuß eingeengt à 20 Fuß mit einer solchen Gewalt herabstürzt, daß man das Braussen auf 1 Legoa weit hört. Allein die trokne JahresZeit, welche hier schon seit 4 Jahren Vieh und Menschen tödtet, erlaubte uns nicht, dieses große Naturschauspiel zu sehen. Wir sezten daher bei Joazeiros nochmals über den Rio St Francisco, durchschnitten den Sertão von Piauty, wo man nur alle 6 legoas eine Fazenda und ### Mulaten und Hornvieh antrifft, und hatten das Unglük nächst dem Parnaiba , 380 legoas von Bahia, krank darniedergeworfen zu werden. Hier traf uns das Unglük mit einem Male: der Anführer unserer Thiere wurde von einer giftigen Schlange gebissen und muste zurükbleiben, einer unserer Treiber hatte die Saisons so heftig, daß er in Wahnsinn verfiel, und wir waren in der traurigen Nothwendigkeit uns in Netzen so geschwind als möglich vorwärts bringen zu lassen. In solch traurigem Zustande kamen wir in der villa Caxias in der Capitanie von Maranhão gelegen an und jeder verzweeifelte an dem Aufkommen des Andern. Indessen rafften wir uns, durch gehörige Heilmittel und Diät gestärkt nach einiger Zeit wieder zusammen und langten auf dem, durch dichte Wälder unter vielen Caxaciren strömenden Fluß Itapicuru in der Insel und Stadt Maranhão, einer durch ihren Baumwollenhandel reichsten Provinz von Brassilien an. Wie erfreuten wir uns nach einer großen Landreise durch wenig bewohnte Lestãos und nach so viel überstandenen Leiden wieder das große, alles verbindende Element, das Meer zu erbliken. Hier war es auch zum ersten Male, wo wir das herrliche Schauspiel genoßen, belaubte Bäume dicht von Tantalus### von schöner Carmesinrother Farbe besezt zu sehen. Nach einem Aufenthalte von 1 Monate, nachdem wir unsere Versuche vollendet und diese Gegend durch Digressionen kennen gelernt hatten, schikten wir uns an, unsere Reise zu Meer nach Para fortzusetzen. Immerhin war dieser Ort der Zielpunkt aller unserer Wünsche und wir befanden uns daher um so mehr niedergeschlagen, als wir in Bahia von Rio Janeiro aus eine abschlägige Antwort erhalten hatten. Zum Glüke hatten wir nochmals bei dem König nachgesucht und erfreuten uns, die K[önigliche] Erlaubniß als eine graça sem exempio hier vorzufinden. Das Portug˖[iesische] Brass˖[ilianische] Gouvernium hat nämlich in lezterer Zeit für gut befunden, allen Fremden den Eintritt in den Diamanten-Distrikt und in die GränzProvinzen (Rio Gr˖[ande] do Sul, Matto Grosso, Para und Rio Negro) durch ein K˖[önigliches] Edikt zu verbieten –
Mit den gehörigen Päßen versehen, tratten wir denn unsere lezte Reise von Maranhão nach Para zu Meere den an und hatten das Glük, den Corsaren und den Gefahren, welche die weit ausgedehnten Sandbänke verursachen, zu entgehen, und auf dem schiffbaren Kanal des südlichen Armes des Amazonen Strommes den in Para anzulangen. Welche unaussprechliche Freude für uns endlich am Ziele unserer Reise und Wünsche – an dem großen Amazonen Fluße uns zu befinden! Macht der Eingang in den Hafen von Rio Janeiro durch die im Meer zerstreut schwimmenden hügligen, und ganz begrünten Inseln, im Hintergrunde von hohen, zugerundeten und langgestrekten Gebürgsketten begränzt einen majestätisch angenehmen Eindruk auf den Reisenden, so befindet sich lezterer bei dem Anblik der unübersehbaren Wasserfläche, des ganz ebenen und mit wuchernden frischen Grün besezten, durch die Lebendigkeit des Stromes nördlich in viele hundert Inseln vertheilten Terrains und des einladenden Grüns, welches südlich auf einer weit ausgedehnten mit dichten Wäldern bewachsenen Ebene durch die verschiedenartigsten Gruppen von himmelhohen, an Gestalt, Blätter Wurf, Blumen und Früchten verschiedenen Bäume mit manchfaltigen Palmen und niedrigeren Gesträuche untermischt hervorgebracht wird, wie in den Garten des Paradieses versezt. Das frische Grün, die milde Ebene, der Ueberfluß an Flüßen und Bächen, die wuchernde Fruchtbarkeit und die ländlich in der grünen Ebene dahinliegende Stadt, Alles dieses könnte an ein Raphaelisches Gemäld im Vatican, in welchem der Schöpfer in einem immerwährend grünen Garten den Flüssen ihren Lauf anweist, erinnern. Der Zauber wächst noch sobald man den Fuß an dieses friedliche Land sezt. Grüne Blätter, Blumen und Früchte sind immerwährende und gleichzeitige Zierden der Bäume und werden von Schmetterlingen, Vögeln, Affen pp von allen möglichen Farben und Gestalten belebt. Bis jezt ist das Dikicht der Wälder beinahe noch undurchdringlich und nur auf den Strassen, welche 1/2 Stund um die Stadt gebahnt sind, ist es dem Auge vergönnt, an großen Plantationen von Giroffeln, amerikanischen Zimmet, Cacao, Orangen-bäumen etc. sich zu ergötzen. In der Witterung herrscht die gröste Regelmäßigkeit und sanfteste Abänderung; nie wird der erquikende Friede durch leidenschaftliche Winde und verheerende Tonnerwetter gestört; die Morgen und Abende sind angenehm frisch, die Hitze zwischen 9–2 Uhr theils durch das Strömen des Flusses, immerhin aber durch Wolken, welche um diese Zeit den Himmel überziehen, und wenn nicht täglich, doch alle 3–5 Tage eine 1/2 Stunde lang (gewöhnlich um 2–3 Uhr) in Regen sich herabgießen, gemildert. Der TagesHimmel ist klar, sein Blau sehr verklärt und ruht wie eine olympische Kuppel weit ausgedehnt über das menschliche Haupt; Eben so herrlich sind die angenehm erfrischenden wolkenlosen Nächte, und der Sternenhimmel, welcher hier in dem Gleichgewichte seine majestätische Pracht vielmehr als in den Polarländern offenbart. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist so groß, daß hier nicht bloß cacao, Salsaparilh, Pechurion, Cana, Gumi elastico, Zimmet, Vanilha Giroflen, Caffee im Ueberfluße, und alcoton, Tobac, manioca, Reis reichlich vorkommen, sondern daß auch die Produkte aller übrigen Welttheile hier ohne alle Arbeit reproducirt werden: der Wein giebt hier 3–4 Mal; Kohl, Zwiebeln Knoblauch, Salat pp wachsen an schattigten Plätzen; die Giroffeln, die Orangen der Kaffee wuchern in kurzer Zeit als Bäume; die Moskaten Nuß der ### findet sich als Gesträuch in Blüthen und auch schon Früchten in Gärten, der Pfeffer giebt reichlich pp Ja in Wahrheit, dieser Welttheil erscheint in jeder Hinsicht als eine neue, als christliche, die Bildung aller übrigen Welttheile in sich einverleibende Welt. Ihre Natur ist unerschöpflich jedoch noch ganz vegetativ, und beinahe noch ganz wild oder nur im Anfange der Bildung begriffen. Auch der Boden ist noch ganz antik ohne alle organische Bildung und bloß aus Granit, Gneis, also Thon und Etwas wenigem Urkalk und Ursand bestehend. Bis jezt fehlten noch die großen von animalischen Leben zeugenden Massen von Kalk besonders von Flötzkalk, welcher den Gebürgen in unserem Vaterlande die sonderbarsten Gruppen und manchfaltigsten Figuren ertheilt, während die hiesigen Gebürge alle zugerundet, länglich von N˖[orden] nach Süden ohne alle Manchfaltigkeit laufen. Eben so scheinen auch die gegenwärtigen Bewohner dieses herrlichen, für eine höhere Menschheit noch bestimmten Landes, nur zu der ersten, mechanischen Urbarmachung berufen zu seyn. Die Indier in viele Tausend, immerhin in Krieg lebende Stämme vertheilt, erlöschen allmählig theils durch Blattern und andere Europäische Krankheiten dahingerafft, theils durch Hingebung an die Portuguiesisch-Brassilianischen Generatoren zur weiseren Farbe umgeschaffen; die Besitzungen der lezteren sind durch die Portug˖[iesische] Bevölkerung schon so vereinzelt und zurükgedrängt, daß solche nur noch als Ueberreste einer vorchristlichen VölkerWanderung angesehen werden können. Auffallend ist, daß die Indier von Süden gegen die Linie an Anzahl sich mehr häufen, an Körper und Seelenbildung auffallend zunehmen, ja an dem Amazonenstrom schon zu größeren Gesellschaften vereinigt sind und vielmehr Reflexion verrathen. Auch dieser Umstand sowie die Tartarische Physiognomie dieser Nomaden könnte zum Beweise dienen, daß solche sich von Norden gegen Süden ausgebreitet haben. Wie die Indier so werden allmählig auch die von Afrika herübergebrachten Neger zu weisseren Menschen umgewaschen und hiebei dienen also die ersten Pflanzer nur wie die Seife zum Waschen und Bleichen. Ein schöneres, mit Wissenschaft und Kunst ausgerüstetes MenschenGeschlecht sieht man schon in der Ferne heranwachsen und wie Brassilien und mit ihm Amerika in 2 Sekulen umgestaltet seyn wird, läßt sich schon aus gegenwärtigen Daten vorhersagen.
In wiefern auch wir durch unsere Forschungen zur weiteren Bildung dieses Welttheils und der Menschheit Anregung geben werden? wird die Zukunft entscheiden. So Gott Leben verleiht, bringen wir einen reichen Schatz zusammen; und hoffen in Durchschnitten die GebürgsFormationen, in geographischen Karten die Oberfläche dieses Landes, in den physischen, naturhistorischen, politischen und merkantilischen Beobachtungen, in dem Verzeichnisse der verschiedenen Sprachen und Sitten der Indier das von uns bereiste Land so viel als möglich kenntlich zu machen. Hiezu wird uns noch die fernere Reise auf dem weltberühmten Amazonenfluße die reichhaltigsten Materialien an die Hand geben. Heute den tretten wir diese so interessante Reise an. Gegenwärtig dauert die trokene Jahreszeit bis zum . In 30 Tagen hoffen wir, bei der jezt geringen Correnteze des Flußes und dem jezt sich einstellenden ### Winde (Oster) an die barra des rio Negro zu gelangen. Von hier gedenken wir auf dem Solimoens noch einige 100 legoas gegen die Spanische Amerika hin zu machen. Auf solche Weise durchschneiden wir Amerika gerade in der Mitte, und weit über seine Hälfte und werden in angenehmer Erinnerung, da verweilen, wo wir Spuren berühmter Vorgänger – eines Condamine und Humboldt – finden. Unsere Canoe ist schon zur Abreise bereit und mit allen möglichen Geräthschaften als Beilen, Messern, Halsgehängen, Spiegeln, Baumwollenzeug pp geladen; die Mannschaft besteht aus 3 Soldaten, 2 Piloten und 8 Indiern als Ruderern. Heute noch werden wir uns einschiffen und wünschen zu Gott, diese lezte unserer Touren eben so glüklich als die bisherigen zu vollenden. Welche Freude dann Sie, mein edler Freund! in meine Arme schließen und Ihnen von Aug zu Aug die cosmischen Gefühle dieser Reise mittheilen zu können! Noch fühle ich mich freilich durch ein weites Meer von Ihnen getrennt; dem ohngeachtet durchreise ich schon gegenwärtig mit Ihnen die ErdVerhältniße und steige wie Dante, mit Ihnen auf den Sternen herum. Das Hinfällige in diesem großen WeltenLeben mehr als je kennend, hoffe ich mit meiner Zurükkunft die alten Bande unserer so litterärischen Freundschaft erneuert und werde mich freuen einen so edlen Gefährten auch für den Rest meines Lebens nicht verloren zu haben. In der Erkenntniß der Schöpfung wollen wir unsere Tage dahinleben und dadurch an der Seeligkeit theilnehmen, welche Geist und Wissenschaft gebührt und so den ewigen Frühling und Sommer durch Beschauung seiner Ideale verleihet.
Gott erhalte Sie am Leben und verleihe uns Beiden uns noch hier in diesem Leben umarmen zu können. Auch in der Ferne nahe
Ihr
Freund