Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Herrn

Medicinalrath Dr. Schelling

in

Stuttgart.

g[an]z frey.

Ich danke Dir herzlichst, lieber Bruder, für die mitgetheilten guten Nachrichten von Dir, Deiner lieben Frau, dem kleinen Karl und unsrem Clärchen. Wir nehmen den innigsten Theil an dem guten und fröhlichen Gedeihen Deines Söhnleins, welches Dir nun von Tag zu Tag immer größere Freude machen wird, und wir sehnen uns recht, dieses liebe Kind bald selbst zu sehen.

Es ist sehr gütig von der lieben Tante, daß sie die beyden Jungen in N˖[ürtingen] besucht hat, und uns höchsterfreulich aus Ihrem Munde zu vernehmen sowohl daß sie sich wohl befinden, als daß Herr R˖[ector] Plank mit ihnen zufrieden ist. Seit einiger Zeit sind auch Pauls Briefe so wohl abgefaßt und in einem so guten Sinn geschrieben, daß wir schon daraus abnehmen konnten, es müsse jetzt besser gehen als im Anfang und er sich bewußt seyn, daß wir mit ihm zufrieden seyn können. Jeden Tag danke ich Gott, daß es mir möglich gewesen, für die Kinder auf diese Art zu sorgen; Paul hat in 4 Monaten dort mehr lateinisch gelesen, als er hier in 4 Jahren gelesen haben würde. Nur der Dicke scheint es auch dort noch immer sehr sachte angeh’n zu lassen und sich um nichts mehr anzustrengen, als zur äußersten Nothdurft erforderlich ist.

Es ist noch größere Güte von Dir und Deiner lieben Frau, daß Ihr die zwey Jungen über wieder wollt zu euch kommen lassen. Mögen Sie nur nicht zu sehr zur Last werden! Ich hoffe, Plank hat nichts dagegen einzuwenden. Inzwischen behalte Sie nur nicht die ganze Zeit, damit sie sich nicht zu sehr verwöhnen. Dann bitte ich Dich, Paul Einmal auch zu Präs˖[ident] Georgii zu schicken, er ist einmal sein Pathe und könnte es doch übel nehmen.

Wir d.h. meine Frau und ich werden wahrscheinlich gegen wieder nach Carlsbad gehen, wenn es dann möglich ist, wollen wir die Kinder noch auf einige Tage besuchen und hoffen, bey dieser Gelegenheit auch Dich und Deine liebe Frau nebst meinem lieben Pathchen zu sehen. Doch ist dieß alles noch sehr im Weiten.

Lebe recht wohl, meine Frau empfiehlt sich nebst mir der lieben Schwägerin auf’s Herzlichste.
Dein
tr˖[euer] Br˖[uder]

Fr.