München den .
Es war mir ungemein überraschend, und wurde von mir als glückliches Vorzeichen genommen, als ich, eben am , kaum der Gefahr einer heftigen Brustentzündung entgangen, und nur eben von den Folgen derselben zu einiger Besinnung wieder erwacht, die Anzeige der mir von Euer Hochwohlgebohren überschickten Gypsbüste erhielt, wobey es allerdings einiger Anstrengung bedurfte mich zu erinnern, worauf sich dieses beziehen könnte, bis mir endlich das flüchtige Wort wieder in den Sinn kam, mit dem Euer Hochwohlgebohren versprochen hatten, den Anblick der mir noch unbekannten Göthe'schen Büste mir zu verschaffen, ein Wort an das ich selbst seitdem nicht mehr gedacht, das aber Ihre Güte festgehalten hatte. Nun steht mir noch der große Genuß des wirklichen Anblicks bevor, den ich mir bey der Unmöglichkeit die Büste in dem Krankenzimmer das mich noch immer festhält auspacken zu lassen, nicht verschaffen konnte. Nehmen Sie gütigst die angeführten Umstände zugleich als Entschuldigung an, daß ich nicht früher den glücklichen Empfang angezeigt und besonders nicht für die überraschende und höchst dankenswerthe Sendung Ihnen früher gedankt habe. Möchte ich jemals im Stande seyn Ihnen durch irgend eine Gegengefälligkeit zu zeigen, wie sehr ich den Werth dieses gütigen Andenkens zu schätzen weiß. Möchten Sie recht bald Veranlassung finden wieder, und zwar auf längere Zeit, zu uns zu kommen. Die fertigen Sääle unserer Glypthotek füllen sich noch immer mit neuen Kunstwerken, über deren Werth man erstaunen muß. Daß der barbarinische Faun auch im glücklich über die Alpen zu uns gekommen ist, werden Sie aus öffentlichen Blättern wissen.
Empfangen Sie mit der Wiederholung meines herzlichsten Dankes die Versicherung der vollkommsten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu seyn
Euer Hochwohlgebohren
ergebenster
Schelling