Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Sie werden mich, verehrter Mann, vielleicht für eitel oder zudringlich halten, wenn ich Ihnen eine kleine Freude nicht länger verbergen kann, die ich Ihnen mündlich mitzutheilen in ohnedem Gelegenheit haben würde. Aber ich fühlte mich gedrungen, die Feder in die Hand zu nehmen, nicht nur, weil ich Ihnen überhaupt so viel schuldig geworden, als auch, weil ich Ihnen zu wissen thun möchte, wie schnelle Früchte die letzte Unterredung getragen, die Sie mir vergönnten. Ob gute Früchte, ist freylich eine andre Frage. Ich habe hier nämlich in 5 Tagen ein Drama in 5 Akten geschrieben, ganz für die Bühne bestimmt, und mehr zum Komischen als Tragischen sich neigend, wiewol auch viel Pathetisches hervortritt. Was mir in diesem Augenblicke an Witz und Laune, an Stimmung des Gemüths und an schöner Ausbildung der Sprache zu Gebote stand, habe ich darauf verwandt, ob und mit welchem Erfolge, werden Sie beurtheilen, wenn Sie sich einst die Mühe nehmen wollen, es zu lesen, oder, wenn ich es Ihnen selbst vorlesen darf, was ich am liebsten thun würde, wenn Sie, (so weit wage ich’s, Ihre Güte in Anspruch zu nehmen) eine kleine Theegesellschaft dazu bitten wollten, wobey ich auch Engelhardt, wenn Sie es erlauben, mitbringen würde. So ließe sich einiger maßen die theatralische Würkung bestimmen. Meine Brust ist frey, eine Bahn gebrochen zu haben, und nun schwimme ich in einer Menge dramatischer Plane, da ich eine Form für sie in meinem Geiste gefunden habe. Der shakspearischen Vergünstigung, mit Worte zu spielen, habe ich mich vielleicht allzuhäufig bedient.

Empfehlen Sie mich gütigst in das Andenken Ihrer Frau Gemahlin und küssen Sie in meinem Namen das liebste Kind.
Mit der tiefsten Verehrung

Aug. Gr. v. Platen.