Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Schon vorlängst hat mir Herr Buchhändler Schrag ein Schreiben von Ew. Hochwohlgeb˖[ohrn] mitgetheilt, worinn Sie sich nicht nur auf die freundlichste Art zur Theilnahme an der von mir angekündigten Zeitschrift erklären, sondern auch sogleich ein Gedicht zu diesem Behuf überschickten.

Die Ungewißheit, in der mannichfaltige Geschäfte mich bis daher über den Zeitpunkt der ersten Erscheinung gelassen, ist auch die Ursache, daß ich nicht früher unmittelbar an Ew. Hochwohlg˖[ebohrn] geschrieben habe.

Nun wird das erste Heft zu erscheinen; die Idylle die Kämpfer aus Drontheim, an der Spitze, welche, ich hoffe es, seitdem nicht gedruckt erschienen ist.

Hiemit lade ich also in eignem Namen Ew. Hochwohlgeb˖[ohrn] zur Theilnahme an jener Zeitschrift ein, welche nichts ausschließt, was den Mann von Geist ansprechen kann und gewissermaßen einen Vereinigungspunkt für die verschiedensten Fächer der Literatur abgeben soll. Historische, literarische, romantische oder überhaupt poëtische Beyträge werden mir die erwünschtesten seyn. Meine Absicht geht auf etwas Nationelles; gleichsam auf eine unsichtbare Akademie der Wissenschaft und Literatur, deren Denkschriften die Abhandlungen oder Aufsätze jener Zeitschrift vorstellen sollen.

Wegen einer späteren mir durch Herrn Schrag zugekommnen Erzählung; (die Rast auf der Flucht) bin ich weniger mit mir selbst einig, ob sie dem Zweck meiner Zeitschrift zusagt, da sie für dieselbe vielleicht zu wenig historisch, aber nicht poëtisch genug erfunden werden könnte. Sollten Sie derselben eine andre Bestimmung geben wollen, so bitte ich um gefällige Anweisung.

Die Nachricht, die Sie mir von einem literarischen Nachlaß unsres verewigten Freundes Hülsen ertheilten, war für mich von großem Werth. Ich nehme keinen Anstand mich zur Übernahme desselben für die Zeitschrift bereit zu erklären. Ich ersuche Sie, mir alles dazu gehörige baldmöglichst unter der Addresse an Herrn Schrag zukommen zu lassen; was etwa der Freund noch daran zu thun haben möchte, werde ich mit strengster Gewissenhaftigkeit thun, und alles ungesäumt zum Druck befördern.

Hiemit kann ich nicht umhin eine Bitte zu verbinden, welche darinn besteht, daß Sie sich entschließen möchten ein kleines Denkmal des Lebens unseres Freundes auszuarbeiten, das seinem Nachlaß entweder vorgesezt werden oder nachfolgen könnte. Ich selbst bin zwar von der Herrlichkeit seines Gemüths und Geistes genug erfüllt, um ein Wort zu seinem Ruhme zu sagen, aber zu wenig mit seinen Lebensumständen und Ereignissen bekannt, um ihm auch nur ein kurzes biographisches Denkmal zu errichten, welches in Ansehung vieler Leser doch in so fern nöthig seyn möchte, als es ebenfalls zu den Eigenheiten seines Lebensgangs gehörte, nur Wenigen bekannt zu seyn.

Um Ihnen alles mitzutheilen, was Sie in Bezug auf Ihre Theilnahme an der Zeitschrift interessiren könnte, so bemerke ich, daß dieselbe in ganz unbestimmten Heften erscheint und auch Aufsätze von 12 Bogen ununterbrochen aufnehmen kann, daß Druck und Papier gut seyn, und daß es mit einem Honorar von zwey Friedrichs d’or für den gedruckten Bogen, für alles was ich entweder unmittelbar von Ihnen oder durch Ihre Vermittlung erhalten werde, also auch für den Nachlaß unsres Freundes seinen Anstand hat: daß aber dieß Honorar in der Folge im Verhältniß des zunehmenden Debits gleichfalls wird erhöht werden.

Hienächst erwarte ich Ihre baldige gefällige Erklärung, in wiefern und in welchem Umfang auf Ihre Theilnahme gerechnet werden darf.

Ich freue mich der Veranlassung, Ihnen die hohe Achtung zu bezeugen, mit der ich schon längst bin und ferner seyn werde
Ew. Hochwohlgeb[ohrn]
ergebenster
Director Schelling,
Gen˖[eral]-Sekretär der Kön˖[iglichen] Akad˖[emie] der b˖[ildenden] Künste.