Hochwohlgeborner Herr Präsident!
Hochverehrtester Herr Geheimer Hofrath!
Das gütige Intereße das Eure Hochwohlgeboren meinen Arbeiten fortwährend zu schenken die Gewogenheit haben, erfreuet und ermuntert mich gar sehr. Da Herr Legations Rath von Oberkamp die Güte gehabt Eure Hochwohlgeboren mit meiner Lage bekant zu machen, so fühle ich mich ermuthiget vertrauensvoll an Hochdieselben mich zu wenden, und um Ihre vielvermögende Protektion gehorsamst zu bitten.
Bei dem Mangel an den nöthigen Mitteln wurde ich seit vielen Jahren, durch Freunde, die sich durch besondere glückliche Umstände immer fanden, unterstüzt, um meine kabbalistische Studien zu betreiben. Diese Unterstützungen hörten auf, mit der Vollendung des ersten Theils, da mann mir nun den Rath gab, Fürstliche Unterstützungen nachzusuchen. ich mußte daher da mir die nöthigen Beiträge entgiengen, das für die Schrift eingenomene Honorar von 500 fl zur Honorirung meiner Rabbinen verwenden, um den angefangenen Unterricht nicht auszusetzen. Indeßen wendete ich mich an mehrere Fürsten, die mir aber mein Gesuch abschlugen; nur S[ein]e˖ Majestät der König von Bayern hatte die Gnade mir jährlich bis zum 300 fl zu verleihen mit dem Zusatz in der Folge nach Umständen mehr zu thun. Diese 300 fl reichen aber nicht hin meine beiden Rabbinen zu besolden; da dieselben jezt viel weniger als früher erhalten. Nur mit größter Mühe konnte ich dieselben bei so geringer Bezahlung halten, um so mehr da es arme Leuthe sind, die ihr Brod sauer verdienen müßen, und die sich den größten Verfolgungen ihrer orthodoxen Glaubensgenoßen aussetzen, wenn es unter denselben bekant wird, daß sie mit mir Kabbalah treiben. Beide Rabbinen sind in ihren Fächern sehr geschikte Männer. der eine in philologischen, der andere in den Thalmudistischen Wissenschaften. Mann findet zwar viele gelehrte Juden, aber diejenigen die recht tief in den rabbinischen Wissenschaften eingeweihet sind, verbinden zugleich eine solche Orthodoxie dabei, daß sie mit keinem Christen sich einlaßen. und diejenigen welche liberaler denken, haben entweder nicht Kentniße genug, oder sehen die Dinge zu flach an. Beides ist nun bei meinen Rabbinen nicht der Fall, welche mit der gehörigen Liberalität zugleich einen frommen theosophischen Sin verbinden. ich habe deshalb zwei Rabbinen zur Seite, weil der Thalmudist, wie dieses gewöhnlich ist, keine re[c]hte Sprachkentniß besizt, dagegen der Philologe zu wenige Thalmudistische Wissenschaft hat, welche jezt immer mehr in Abnahme komt. denn das Thalmudistische und Kabbalistische Studium ist mit außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden, da das meiste noch ohne alle systematische Ordnung auseinander liegt, und um ein Buch gehörig zu verstehen, vorausgesezt wird, daß mann die andern auch gelesen hat. Daher nüzt die blose Siro khaldaische Sprachkentniß noch keineswegs zum Verständniß der kabbalistischen Schriften, sondern mann muß zugleich den Thalmud und die Midraschim pp ganz auswendig wißen um in diesen Schriften fortzukomen.
Wenn ich nun das Honorar für die Rabbinen auf 800 fl jährlich anschlage, so komt noch dazu die Anschafung von Schriften, die zum Theil sehr theuer und selten sind, deren mehrere ich schon besize, aber noch weit mehrere anschaffen muß; welches alles zusammen wenigstens eine Ausgabe von 1000 fl in den ersten Jahren ausmachen würde. Da ich ferner eine schwächliche Gesundheit habe, und bei so anstrengender Arbeit einer sorgfältigern Pflege bedarf, auch bei dem beschränkten Publikum nur auf ein kleines Honorar bei den künftigen Bänden rechnen kann, so glaube ich daß es kein unbilliger Wunsch ist, durch diese Arbeit, die meine ganze Zeit in Anspruch nimt, und mir jeden andern Nahrungserwerb unmöglich macht, die nöthigen Mittel mir verschaffen zu könen meine Gesundheit zu erhalten. Um daher das Werk ruhig und sorgenfrei fort setzen zu könen, bedürfte ich ohngefehr jährlich 2000 fl. Freilich würde ich auch das Werk fortsetzen wenn ich nur so viel erhielte, als ich brauche um meine Rabbinen zu zahlen, und die nöthigen Bücher anzuschaffen, denn der Wunsch dieses angefangne Werk aus zu führen, ist das einzige Ziel meiner ganzen Erdenthätigkeit. Doch wer meine Lage kent wird wenigstens die Billigkeit meines Wunsches nicht in Abrede stellen. – ich habe nun Eurer Hochwohlgeboren meine Verhältniße im wesentlichen entwikelt. Von allen Seiten ist mir die Unterstützung abgeschlagen worden. Herr Bischof von Sailer der sich für das Werk sehr intereßirt glaubt zwar daß durch eine Privatsubscription die nöthigen Summen könnten aufgebracht werden. allein ich befürchte sehr dass dieser Weeg ganz unergiebig ist; zu dem sind meine Rabbinen so muthlos geworden, daß wenn ich ihnen nicht bald eine beßere Aussicht zeigen kann, sie die Arbeit aufgeben werden. In dießer Lage nehme ich zu dem Manne den alle als den Regenerator des neuen wißenschaftlichen Geistes verehren, meine Zuflucht. Eure Hochwohlgeboren werden gewiß, wenn es Ihnen möglich ist, ein Werk nicht untergehen laßen, deßen Bestimmung es ist, dem religios mystischen Bestreben unsrer Zeit eine feste Basis zu verschaffen, und dasjenige auf historischem Weege darzulegen, was Sie früher auf philosophischem Weege vorgezeichnet haben. Als Präsident der königlichen Akademie, und bei dem großen Vertrauen das der König auf Eure Hochwohlgeboren sezt, wird es Ihnen villeicht möglich werden, S[ei]ne Majestät dahin zu vermögen, mich ganz zu unterstützen, daß ich in Ruhe das Werk vollenden kann. Thut ja der König so viel für Kunst und Wissenschaft, warum sollte er nicht auch eine Arbeit unterstützen, die namentlich für die Theologie von höchster Wichtigkeit ist? ich lege daher vertrauensvoll meine Angelegenheit in Ihre Hände. – ruhig erwartend von Ihnen die Entscheidung, ob die angefangene Arbeit fortgesezt werden, oder für einen andern aufbehalten seyn soll, der entweder so glüklich ist eigne Mittel zu besitzen, oder fremder Unterstütz
Mit besonderster Verehrung habe ich die Ehre zu beste
Eure Hochwohlgeboren
gehorsamster
Professor Molitor
Frankfurt den .