All’ Illustrissimo Signore
il Signor F W. Schelling,
presidente dell’ Accademia delle scienze pp
in
Hochzuverehrender Herr Direktor!
Verehrtester Freund!
Wie viel ich von jeher Ihrer hülfreichen Verwendung, Ihrer wohlthätigen Unterstützung zu verdanken habe, ist mir niemals aus dem Gedächtnisse gekommen. Nun höre ich durch einen Brief meiner Mutter, daß Sie abermals daran gedacht haben, mein Schicksal zu verbessern. Was sich allenfalls für mich thun läßt, und was nicht, werden Sie selbst wohl am Besten beurtheilen können. Daß ich alles, was aus der puren Gnade des Königs fließt, mit tausend Freuden annehme, versteht sich von selbst; nicht so das jenige, was auf mein sogenanntes Verdienst gegründet seyn soll, da ich mir keines zutraue. Zu welcher Anstellung ich tauglich wäre, wüßte ich nicht, welches Amt ich mit Eifer bekleiden würde, auch nicht. Ueberdieß lebe ich nicht einmal in Baiern, und kann daher so viel als keine Ansprüche machen, und höchstens an die unmittelbare Gnade des Königs appelliren. Die Welt ist so gestellt, daß ein Dichter eigentlich gar nirgend mehr hinpaßt, am wenigsten in sein Vaterland. Welchen Genuß würde es mir sonst gewähren, Sie zu hören, und Ihren neuen öffentlichen Mittheilungen beizuwohnen! Aber Sie glauben nicht, wie bescheiden und kleinlaut ich mit meinen Forderungen an das Leben geworden bin. Ein bischen Ruhe und Verborgenheit ist Alles was ich wünsche, und es scheint nicht, daß ich so eitel bin, als die Leute glauben, weil ich an andern Orten leicht mehr Beifall finden könnte, als auf einer Insel im mittelländischen Meer. In Florenz habe ich, auf Rumohrs Anrathen, an Herrn von Schenk geschrieben, und mich über meine Verhältnisse erklärt.
Längst würde ich Ihnen unmittelbare Nachricht von mir gegeben haben, wenn ich Ihnen etwas von mir mitzutheilen gewußt hätte, was Ihrer würdig wäre. Nun könnte ich auch blos von meinem Oedipus sprechen, von dem Sie einige Fragmente gelesen haben. Aber meine Mutter wünscht, daß ich ihn nicht bekannt mache, und so kehrt auch diese Hoffnung wieder in mich selbst zurück.
Diesen werden Sie einen meiner italiänischen Freunde, den Dkt. Gündel aus Sachsen in München sehn, den ich Sie gut aufzunehmen bitte.
Wie sehr ich wünsche, daß Sie mich in das gütige Andenken Ihrer Frau Gemahlin und aller der Ihrigen zurückrufen möchten, brauche ich kaum hinzuzusetzen.
In tiefster Verehrung
Ihr dankbarster
Gr Platen
Auf der Insel Palmaria den .