Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Hochwohlgeborner
Herr Direktor und General-Sekretär!

Herr Conrektor Klein dahier gab mir auf meine durch ihn gestellte Anfrage zur Nachricht, daß Euer Hochwohlgeboren zwar nicht abgeneigt wären, meine Abhandlung über den Einfluß der Dichtkunst auf die Bildung des Verstandes in Ihre Zeitschrift aufzunehmen, aber für den gedruckten Bogen nicht mehr als zehn Gulden geben könnten, und vor allem meine Abhandlung erst lesen müßten. Ich sende sie Ihnen hiermit zu, und unterwerfe sie Ihrer Beurtheilung. Finden Sie dieselbe der Aufnahme werth, so begnüge ich mich mit dem angebotenen Honorar um so eher, da ich’s mir zur Ehre rechne, unter Ihrer Fahne im Publikum zu erscheinen. Das einzige füge ich als Bedingniß bey, daß Sie mir sodann ein Exemplar desjenigen Heftes zusenden, worin sich meine Abhandlung abgedruckt findet. Sollten meine Citate pedantisch scheinen, so mögen sie wegbleiben. Im Falle der Nicht-Annahme bitte ich mir das Manuscript durch den Postwagen, oder durch gute Gelegenheit zurück, da ich keine Abschrift davon genommen habe.

Ich bin mit gröster Verehrung und Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren
ergebner Diener

Jos. Koller
Prof˖[essor] m[anu] p[ropria]

N.S.

In den Exercitationibus Societatis latinae, quae Jenae est, publicatis ab ejus Directore Frid. Andr. Hallbauero, 8 maj. Lips˖[iae] 1741 befindet sich Alexandri Sinclairi Commentatio de Cesare Octaviano, Tyranno et Augusti cognomine indigno. Diese historische Abhandlung zeigt den K˖[aiser] August von einer Seite, von welcher von den Geschichtschreibern selten oder nie betrachtet und geschildert wird. Würden E˖[uer] Hochwohlgeboren eine Uebersetzung davon ins Deutsche zur Aufnahme in Ihre Zeitschrift geeignet finden?