Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Sr. Wohlgebohrn

Herrn Robert von Langer

Professor der K˖[öniglichen] Akademie der bildenden Künste

in

München.

fr˖[ey]

Zu meiner größten Betrübniß habe ich in öffentlichen Blättern die Nachricht von dem frühen, unerwarteten Ihres Herrn Vaters gelesen. Es ist mir tief schmerzlich, den Mann, mit dem ich eine Reihe von Jahren in so naher Verbindung gestanden, der Welt entrissen zu sehen, eh’ es mir möglich geworden, wie ich immer hoffte, ihm wenigstens noch einmal im Leben ein herzliches Wort der Verehrung und der Freundschaft zu sagen. Ihr Verlust ist der Größte; aber Sie werden in dem Charakter, in der Denkart und den Überzeugungen, die auf Sie von dem theuren Vater als das schönste Erbstück übergegangen sind, das sicherste Mittel des Trostes und der Beruhigung finden.

Wollten Sie mir zukommen lassen, was öffentlich zur Feyer seines Andenkens (wie ich mit Gewißheit voraussetze) geschehen ist, so würde ich dieß sehr dankbar annehmen: oder vermöchten Sie selbst mir etwas über seine letzten Tage mitzutheilen, so sollte dieß mit derselben Treue aufgenommen und bewahrt werden, mit der ich ihm stets im Leben zugethan gewesen.

Meine Frau vereinigt sich ganz mit mir in den Empfindungen über diesen schmerzlichen Vorgang; wir beyde bitten, diese auch den lieben Ihrigen auszudrücken und uns denselben herzlich zu empfehlen.
Ihr
g[an]z ergebner

Schelling.