Schelling

Schelling Nachlass-Edition


An Herrn Director von Schelling

in

München

fr˖[ei] z˖[ur] G[ren]tze.

Liebster Bruder!

Seit mehreren Tagen hatte ich mir vorgenommen, Dir zu schreiben, bin aber immer wieder in meinem Vorsatz gestört worden. Ich habe mich recht sehr gefreut, aus Deinem lezten Briefe ersehen zu haben, daß es mit Deiner Wiederherstellung immer beßer geht, und hoffe gantz gewiß, fortan gute Nachrichten von Dir zu erhalten. Ich habe Deinen Brief vom , in welchem Du mir das erstemal wieder selbst schriebst, richtig erhalten, und so viel ich mich erinnere, Dir den andern Tag wieder geschrieben. Beantwortet habe ich ihn gantz gewiß, nur weiß ich nicht mehr, ob den oder den . Ich hatte es auf hiesiger Post bestellt, daß mir die Briefe immer noch an dem Tag, an welchem sie ankamen, überbracht wurden, und so erhielt ich sie einigemale noch Abends zwischen 8–9 Uhr oder noch später, und beantwortete sie dann gewöhnlich den andern Tag, wenn ich mittags nach Hause kam, und so glaube ich auch den vom 7ten beantwortet zu haben. Es sollte mich sehr wundern, wenn der Brief von meinen Leuten nicht recht besorgt worden wäre. – Ich lebe immer der freudigen Hoffnung Dich bald hier zu sehen, und zwar mit der gantzen Familie. Wir haben ja 6 Zimmer, und in diese werden wir uns schon zu vertheilen wißen, und was die Unruhe betrifft, welche kleine Kinder machen, so wäre dieselbe von so angenehmer Art, daß sie uns gar nicht schwer fallen würde. Meine Frau ist ja unter lauter kleineren Geschwistern aufgewachsen, und ist daher wohl bekannt mit dem Treiben und Leben derselben, und giebt mir daher besonders auf, auch von Ihrer Seite Dich und Deine liebe Frau zum Unternehmen dieser Reise aufzumuntern. Es scheint auch fast, daß wir sehr bald Frühling bekommen werden, indem wir seit 10–12 Tage beinahe Sommertage hier gehabt haben.

Unsere Landstände sind seit versammelt, haben aber bis jezt meistens noch mit den Zubereitungen zugebracht. Sonst giebt es hier gar nichts Neues.

Ich muß nun schnell abbrechen, und will Dir nur noch einmal meine obige Bitte ans Hertz gelegt haben.

Leb recht wohl, werde bald reisefertig, und empfehle uns Deiner lieben Frau bestens.
Dein
tr˖[euer] Bruder

K.