Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Sr. Excellenz

Dem Herrn Geheimrath von Schelling

hieselbst

Humane und philosophische Aerzte curiren auch arme unbemittelte Menschen, die für ihre Mühe mit Pecunia sie nicht bezahlen können. Eben dies thut auch der ärztliche Philosoph. Ich kann mich daher ohne Scheu an Sie, Herr Geheimrath, wenden. Was mir fehlt? – Es hat sich ein Schwulstansatz an meinem Geiste gebildet, von dem ich, wo möglich, gern befreiet sein möchte. Dieser Schwulstansatz sieht so aus:

Außer dem Menschen giebt es keinen Menschen, also auch keine Vernunft, also auch kein denkendes Sein. Gott hat keinen Willen, sagt Spinoza, nur Vernunft, die in ihrer Qualität zu der menschlichen Vernunft sich so verhält, wie das himmlische Sternbild Hund zu dem Thiere: Hund auf der Erde. Nach Spinoza besteht das ewige Leben Gottes in seinem ewigen Denken und der Inhalt dieses seines ewigen Denkens sind die unendlichen Gedanken des Universums. –

Giebt es nun außer dem Menschen keinen Menschen, so hat nur der Mensch Vernunft, nur der vernünftige Mensch ist Gott! – Dieser ist der himmlische, nach Spinoza, der unvernünftige der thierische Mensch. –

Weiß