Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Göttingen den .

Hochwohlgeborner, hochzuverehrender Herr Professor!

Ohne Ew. Hochwohlgeboren hohe Bekanntschaft und vielleicht selbst ohne hinlängliche Weihe, vor Ihnen erscheinen zu dürfen, wage ich dennoch, mich Ihnen ehrfurchtsvoll zu nahen. Zu dieser Kühnheit führt mich die innige Verehrung, welche ich aus Ihren Werken erhalten. – Ich bin Mathematiker, als solcher wünscht ich zu wirken, und wünsche, daß auch meine Wissenschaft in den Forschungskreis der größten Männer Deutschlands treten möge; die Erfüllung dieses letzten Wunsches sehe ich sich nahen, seitdem so viele große Aussprüche über Mathematik und ihr Verhältniß im Ganzen des Wissenschaftsbaues gethan sind. Als Philosopharch suche ich im ganzen Relationismus, der Universalphilosophie, die einfachste Einheit, woraus alle Verhältnisse auf’s einfachste sich entwickeln als feste Produkte; in tiefster Ehrfurcht lieg’ ich dabey vor Ihren hohen Gedanken und erwarte von ihnen Grundideen für die Entwicklung meiner Thätigkeit. Ich erlaube mir die Freiheit, Ihnen ein Werk meiner Thätigkeit vorzulegen, und bitte, es als Zeichen meiner Hochachtung anzunehmen. Angenehm würd’ es mir seyn, wenn ich Ihren Ideen mich vollständiger nahen könnte und wenn Ihr Tadel mich belehren wollte. Vielleicht werd’ ich einst klarer seyn können, wenn ich Ihre hohe Bekanntschaft genauer erhalten, wornach ich streben werde.

In tiefster Ehrfurcht empfiehlt sich
Ew. Hochwohlgeboren
aufrichtiger Verehrer

F Eichhorn. Dr. philos.