Königliches General-Conservatorium.
Einer Auffoderung des Königlichen General-Conservatoriums zu Folge, fügt der gehorsamst Unterzeichnete der Bittschrift des Franz Fesel nachstehende Bemerkungen bei.
Franz Fesel hat allerdings nach dem Tode des verstorbenen Hofraths und Conservators Spix, bei der Ausmusterung und veränderten Aufstellung der Gegenstände des zoologischen Cabinets durch Profeßor Wagler tägliche Hülfe geleistet, auch ist er, unaufgefodert, im , bei der Aufstellung der neuen Schränke und dem Heraus- und Hineinräumen der Naturalien seinem Vater treulich an die Hand gegangen und hat zu Ende des vorigen Etatsjahres einen Affen, so wie den neuholländischen Casuar, großentheils allein, ausgestopft. Diese Dienstleistungen sind einer dankbaren Anerkennung werth.
Auch im jetzigen Etatsjahre hat Franz Fesel beim Ausstopfen und im Sommer beim Ausklopfen und Reinigen der ausgestopften Thiere, seinem Vater Hülfe geleistet.
Hierbei muß aber der gehorsamst Unterzeichnete seiner Pflicht und der Wahrheit gemäß bemerken: daß beide Fesel zusammen in diesem ganzen Jahr so wenig geleistet und gearbeitet haben, daß der Assistent Held allein in zwei Monaten fast das Doppelte ausgestopft, skeletirt und aufbereitet hat. Denn die ganze Arbeit der beiden Fesel im vergangnen Winter, vom bis (für’s Cabinet) bestand im Ausstopfen eines Dammhirsches, einer wilden Katze und einer Elann-Hirschkuh, während der Assistent Held allein im Monat ein wahrhaft musterhaft gelungenes Skelet vom Faulthier, das mehr Zeit und Arbeit kostete als das Ausstopfen von zwei großen Hirschen fertigte und außer diesem noch 26 Thiere ausstopfte.
Ob die beiden Fesel jederzeit im Arbeiten fürs Cabinet so langsam gewesen, weiß ich nicht, so viel scheint aber hier allgemein bekannt, daß der verstorbene Hofrath Spix beständig sehr unzufrieden mit ihnen und so mistrauisch gegen dieselben gewesen, daß er, besonders dem jüngeren, den Zutritt in die Sammlung fast ganz verwehrte. Auch wird behauptet daß die meisten und besten brasilianischen Sachen nicht Franz Fesel, sondern der damalige Forstgehülfe Wex ausgestopft habe, wie die noch vorhandnen Rechnungen müßen beweisen können.
Einer Aushülfe bei dem Cabinet zu gröberen Arbeiten, z.B. zum Geschäft des Conservirens und Reinigens, bedürfen wir in diesem Augenblick, bei dem großen Eifer und unverdroßenen Fleiße des Assistenten Held und der Dienstfertigkeit des Academiedieners Wilhelm nicht.
Zum Ausstopfen der Haufen und Massen der noch unaufbereitet daliegenden Thierbälge, welche großentheils durch Fesels Unfleiß ihrem Untergang entgegengehen, ist uns allerdings auf einige Zeit eine hülfreiche Hand nicht bloß wünschenswerth, sondern sogar unumgänglich nöthig. Dazu bedürfen wir aber fleißiger Leute, und in jedem Falle ist es in dem gegenwärtigen Falle beßer etwas Gewißes, z.B. 24 xr bis 30 xr für das Ausstopfen eines kleineren, etliche Gulden für das eines größeren Thierbalges zu bezahlen, als einen Mann anzustellen, welcher in der That seither zu wenig guten Hofnungen von seinen Leistungen berechtigte. Will Franz Fesel mit Hand anlegen zum Ausstopfen der daliegenden Felle und macht er seine Arbeit gut, so kann ihm gerne, so lange man seiner Beihülfe bedarf, aus dem gewöhnlichen Jahresstand der Samlung ein gewißer Betrag bezahlt werden, doch wird man dabei immer darauf dringen müßen daß auch sein Vater, der ältere Fesel, für seine Besoldung gehörig thätig sey.
Schubert.
München am .