Jena, den .
Ihren letzten Brief, mein verehrtester Freund, konnte ich nicht eher beantworten, bis ich erforscht hatte, in welcher Lage die bewußte Sache dermalen in Weimar sey. Erst seit weiß ich nun bestimmt, was Herr H[of]R[ath] von Voigt Ihnen zu schreiben beauftragt worden, und daß bereits, von Weimar aus, an Herr D. Paulus geschrieben worden, um Erkundigungen über Herrn Prof. Fries einzuziehen; daß noch andere Vorschläge geschehen sind.
In dieser Lage der Dinge bleibt nichts übrig, als zu bedaurn, daß eine so gewünschte, so günstig unternommene und so vielversprechende Angelegenheit keinen glücklicheren Erfolg gewonnen hat.
Eines tröstet mich dabey: daß Ihr Aufenthalt in Jena selbst, sobald Sie die Theologie von Innen berührt hätten, weder Ihnen Freude gebracht haben, noch mehrern Collegen angenehm gewesen seyn würde. Die hiesigen Herrn Theologen fürchteten schon da, als von Ihrem Wunsche, in die Theologie selbst einzugreifen, noch gar nichts geahndet wurde, gegen Sie in polemische Stellung zu kommen; bey aller, laut ausgesprochener Hochachtung Ihrer Verdienste, waren sie dennoch mit der Berufung nicht wohl zufrieden; und ich selbst, der für diese Berufung den Facultätsconseß und die Facultätspräsentation, als Decan, verschoben hatte, mußte manches unfreundliche Wort hören pp.
Sie werden nunmehr die Andeutungen meines letzten Briefes verstehen; sowie ich voraussetze, daß Sie diese Mittheilungen welche ich Ihnen und der Wahrheit schuldig zu sein glaube, bey sich in gutem Herzen bewahren werden.
Meine Lage ist die vorige; meine Wünsche und Gesinnungen sind die Ihnen bekannten....