Schelling

Schelling Nachlass-Edition


Wenn diese Zeilen in Ihre Hände kommen, mein verehrter Freund, haben Sie wahrscheinlich schon einen ausführlichen Brief von mir erhalten. Tausendmal Dank für Ihr letztes Schreiben; ich habe viel darauf zu erwiedern, und wenn ich die Portion Mineralwasser verschluckt, welche mir die Ärzte verordnet haben, werd’ ich wohl die Feder ergreifen und Ihnen aus warmem Herzensgrunde mein gegenwärtiges Leben und Streben auseinandersetzen. Ich gehe in diesen Tagen nach Ostgothland, um in meinem Geburtsort den meines Grossvaters, eines alten ehrwürdigen Geistlichen, mitzufeiern; dann nach dem Gesundbrunnen Porla in Nerike, und von dort in nach Upsala, wo ich den zu verleben willens bin. Der Kronprinz wird auch im die Universität besuchen. Zum wird hoffentlich eine Sammlung von Gedichten, Briefen und prosaischen Aufsätzen, die sich auf meine Reise in Deutschland und Italien beziehen, die Druckpresse verlassen. Davon und von meinen sonstigen Verhältnissen werd’ ich Ihnen in meinem ordentlichen Brief ausführlich erzählen. Der Überbringer dieser Zeilen heisst Hällström, ist Mineralog und Optiker, überhaupt, wie es mir scheint, ein wackrer, gründlich gebildeter, von regem wissenschaftlichen Eifer beseelter Jüngling. Das Gute, was in ihm liegt, werden Sie leicht entdecken, und ich bedarf um so weniger viele Worte drüber zu machen, da ich ihn selber persönlich nur seit Kurzem und eigentlich nach Hörensagen kenne. Er kommt Ihnen mit redlicher, tief gefühlter Verehrung entgegen, und hat mich gebeten, ihn auf die in unsrer Entfernung einzig mögliche Weise Ihnen vorzustellen.

Und somit leben Sie wohl und glücklich, mein ehrwürdiger Meister und Freund, und erinnern Sie sich Ihres
Treuergebensten

Atterbom.